Freitag, 7. November 2014

Punktion, die Zweite - im Detail

Während ich immer noch auf die Ergebnisse der Punktion warte - bin schon sehr gespannt auf Zahlen, Daten, Fakten - hier mal ein detaillierter Bericht wie es mir bei meiner zweiten Punktion ergangen ist...

Dienstag - Mein Ultraschall zeigt an Menogon-Tag 9 viele viele ausgewachsene Follikel. Damit kann die Punktion bereits am Donnerstag morgen starten. Dienstag abend gibt es noch zwei Auslöserspritzen - Decapeptyl, weil angeblich das verträglichere Mittel um eine Überstimulation bei der großen Anzahl von Follikeln zu vermeiden. Ovitrelle hätte laut Arzt ein deutlich größeres Risiko. Wir vereinbaren außerdem gleich dass es in diesem Zyklus keinen Transfer geben wird, sondern alle Eizellen in den Tiefkühler wandern (was auch mein persönlicher Plan war. Ich bin ein großer Freund von etappenweisem Vorgehen um den ganzen Kinderwunschprozess zu entspannen, und außerdem brauche ich auch mal Zeit für mich und vorallem für meinen Job...). Decapeptyl ist übrigens ungefähr so sexy wie Orgalutran - fast diesselbe Spritze, mit derselben dicken unangenehmen Nadel und genausoviel Aua. Mit viel Eis zum Kühlen, Händchen halten von Schatzi und dem Wissen dass das die letzten beiden Spritzen diesen Zyklus sind habe ich aber auch das geschafft.

Mittwoch - Keine Spritzen. Dafür mächtig Ziepen und Druckgefühl im Bauch.... Gegen 21 Uhr - eigentlich zu spät, aber früher war keiner von uns fertig mit Arbeit - dann die 'Henkersmahlzeit' und die letzten großen Schlucke Wasser.

Donnerstag - Ich bin ein Kaffeejunkie. Nüchtern, ohne Kaffee, in den Tag zu starten, ist für mich also schon eine große Strafe, und führt dazu dass ich ziemlich unkoordiniert durch den Morgen wanke. Aber gut... Also nüchtern und ohne Morgenkaffee alle Unterlagen zusammensuchen (Überweisung, Aufklärungsbogen, ...), Kontaktlinsen einsetzen, Duschen, Kontaktlinsen wieder rausnehmen (keine Kontaktlinsen für die Punktion!), tönende Tagescreme auftragen (kein Make-up für die Punktion!), Checkliste nochmal durchgehen (Nüchtern - kein Nagellack - kein Schmuck - lauter andere Dinge die auf mich zum Glück nicht zutreffen), Anziehen, wieder Ausziehen um alle Piercings zu entfernen, Anziehen. Schatzi hat inzwischen auf der Couch seinen Becher gefüllt - laut Arzt ist die Qualität von zuhause deutlich besser als das, was die meisten Männer in der Praxis produzieren... Und dann waren wir auch schon startklar - zum Glück früh genug, denn wegen des Bahnstreiks war die ganze Stadt ein reines Verkehrschaos....

Punkt 8:30 Uhr sind wir in der Praxis aufgeschlagen. Die Assistentin hat nochmal alle Unterlagen und Vorbereitungen gecheckt (Wann wurde die Auslöserspritze gesetzt? Ist man wirklich nüchtern?), Schatzi durfte im Labor noch schnell Blut abgeben (und ist von der netten Dame die Blut abnimmt so dass man es eigentlich kaum merkt genauso angetan wie ich!) - und dann wurde ich auch schon in den OP-Bereich geholt. In meiner Praxis habe ich übrigens noch keinen einzigen Mann im OP-Bereich und in den Aufwachräumen gesehen - ich weiß nicht ob es die Möglichkeit gäbe den Mann mitzunehmen, ich persönlich finde das ganze aber ehrlich gesagt entspannter als wenn noch ein hippeliger Ehemann daneben säße...

In meinem Liege-/Aufwachraum durfte ich mich umziehen - BH und Hemd dürfen anbleiben, dazu warme Socken und ein schickes OP-Hemdchen in Blau - und schonmal unter die Decke legen. Die Aufwachräume haben in meiner Praxis zwar geschlossene Wände, aber keine Tür, sondern nur Vorhänge - ich finde das sogar ganz unterhaltsam, weil man so nicht komplett alleine ist, sondern vom Gang und den Nachbarräumen ein wenig Treiben mitbekommt... Die Narkoseärztin - netterweise diesselbe wie letztes Mal - kam direkt vorbei um ihre Checkliste abzuarbeiten (Nüchtern? Piercings raus? Krankheiten seit der letzten Narkose? Medikamente? Gewicht? ...), und um mich schonmal mit Infusionen und diesem Nadel-Anschluss-Dingens zu versorgen. Nachdem ich mittlerweile weiß dass meine Adern links deutlich besser sind haben wir uns das Rumprobieren an der rechten Seite auch gleich gespart, und alles links gelegt. Also Anschluss legen (Aua!), Blutabnehmen, und die 'Frühstücksinfusion' abwarten - es gibt vor der OP und Narkose 500ml Glucoselösung... Während die Frühstücksinfusion lief habe ich übrigens kurz gesehen wie meine Vorgängerin aus dem OP kam und, gehalten von zwei Schwestern, zurück in ihren Aufwachraum lief. Sie erzählte dabei sogar... Ich war total überrascht wie 'wach' man während einer Narkose sein kann, und dass man sogar laufen und sprechen kann. Die Narkose ist ja nur eine leichte - aber ich kann mich an keine Sekunde während meiner Narkose erinnern, und ich möchte gar nicht wissen was ich währenddessen so erzähle...

Und dann ging es los: ich wurde nochmal kurz auf Toilette und dann in den OP Raum gebeten. Auf der Liege wurden meine Beine in die Ablageschalen gelegt und leicht fixiert, dasselbe mit den Armen. Die Narkoseärztin hat mich gefragt wovon ich in der Narkose träumen will, und hat mich davon erzählen lassen bis mir schwummerig wurde und ich weg war.... und ab da kann ich mich erst wieder ans Aufwachen erinnern.

Ich bin - wie bereits beim letzten Mal - mit Tränen in den Augen und großem 'Seelenschmerz' aufgewacht. Das Gefühl - voller Verzweiflung, Angst, Schmerz - war diesmal aber zum Glück viel kürzer, und die Narkoseärztin kam gleich vorbei und hat mich beruhigt. Laut ihr kommt es öfters vor dass in dem Moment, wo alles von einem abfällt, all der Schmerz hochkommt und Leute weinend aus der Narkose aufwachen... Das Aufwachen ging diesmal wirklich schnell - nach 10 Minuten saß ich schon und konnte Tee trinken, nach einer halben Stunde bin ich bereits auf Toilette gegangen, und 1 1/2 Stunden nach dem Termin durfte ich mich anziehen und gehen.

Vorher kam allerdings noch mein Arzt vorbei - hach, ich kenne keinen einzigen Arzt der so nett, realistisch und motivierend ist wie Dr. P.. - um mir mitzuteilen dass er extrem zufrieden ist. Er hätte so vorsichtig wie möglich gearbeitet, und das Resultat wäre überragend: 46 Follikel. Ich solle mich nach der Mammut-Punktion auf jeden Fall schonen, ich würde auf jeden Fall noch 2-3 Tage Schmerzen haben bis der Körper das alles wieder 'eingerenkt' hätte - aber er sieht mich fit und auf gutem Wege. (Ich weiß dass es Leute gibt die alles über 20 Follikel für extrem riskant halten, und mir oder dem Arzt bei solch einem Ergebnis Vorwürfe machen. Ich muss dazu sagen dass ich bei der ersten Punktion bereits 22 Eizellen hatte, von denen es allerdings nur 6 befruchtet in den Tiefkühler geschafft haben. Das Ziel der aktuellen Menogon Therapie war es, vorallem die Qualität der Eizellen zu steigern. Im Ultraschall wurde schnell erkannt dass die Therapie auch die Anzahl der Eizellen treibt, dass laut Arzt aber alles noch im machbaren Rahmen ist. Ich muss ehrlich sagen dass ich sowohl meinem Arzt als auch meinem Körper dabei vertraue - mein Arzt ist einfach ein guter, daran glaube ich, und ich und mein Körper sind soweit fit und haben bisher alle Hormontherapien, Punktionen etc relativ problemlos überstanden). 

Eine allerliebste Freundin hat mich diesmal abgeholt, nach Hause gefahren und dort mit allerlei Leckereien versorgt - so schön, und eine tolle Ablenkung! Im Laufe des Nachmittags war ich dann allerdings platt, und die Schmerzen im Bauch bei jeder Bewegung haben bewirkt dass ich ziemlich tatenlos im Bett geblieben bin. Tatenlos - abgesehen von der regelmäßigen Flüssigkeitszufuhr. Ich bin ehrlich gesagt ein sehr schlechter Trinker - über 1.5 Liter am Tag schaffe ich fast nie. Aktuell liegt das Ziel eher bei 3-4 Litern, um eine Überstimulation zu vermeiden... Und ich muss sagen, ich bekomme das ganz gut hin! Har!

Hm, jetzt überlege ich nur noch ob ich heute Nachmittag nochmal ins Büro schaue, oder ob ich meine Termine telefonishc erledige und direkt ins Wochenende starte...

Falls jemand Fragen zur Punktion hat - fragt bitte gerne, ich werde versuchen so gut wie möglich zu antworten!

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